Charles Mayer

Biografische Grunddaten

Charles Mayer wurde am 23. August 1897 als Sohn einer deutschen Familie in Trutnov geboren. Seine Geburtsurkunde weist daher die deutsche Form des Namens Karl Mayer aus. Seine spätere Liebe zu Frankreich veranlasste ihn jedoch, als Erwachsener seine Bilder mit Charles Mayer zu signieren.

Charles Mayer emigrierte 1963 aus der Tschechoslowakei. Er lebte bis zum Ende seines Lebens in sehr bescheidenen Verhältnissen in Rom, wo er am 7. Januar 1973 im Alter von 76 Jahren starb.

Jugend

Zunächst besuchte er das deutsche Realgymnasium in Trutnov und später die deutsche Berufsfachschule für Weberei in Rokytnice nad Jizerou.  In den Jahren 1913-1915 hielt er sich in Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen auf und beschäftigte sich mit der Musik des Kapellmeisters Dvořák. Während des Ersten Weltkriegs trat er in die österreichisch-ungarische Armee ein. Er überlebte den Krieg bei guter Gesundheit und ging 1919 nach Venedig, Italien, wo er als Pianist und Künstler arbeitete. Später blieb er in Florenz, wo er sich akademischen Studien widmete. Im Jahr 1923 zog er nach Monte Carlo. Im selben Jahr reiste er auch nach Nordafrika. Nach seiner Rückkehr nach Europa lebte er in Frankreich, zunächst in Biarritz und später im Badeort Cannes. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Malerei und Werbedrucken.

Das Familienleben

In Cannes lernte Charles Mayer Antonia (Antonietta) Martorell (1909-1996) kennen, eine Spanierin von der Insel Mallorca. Sie heirateten 1932 in Cannes.
Im Jahr 1937 kehrte Charles Mayer mit seiner Frau in die Tschechoslowakei zurück. Er ließ sich in Česká Lípa nieder und arbeitete in der örtlichen Niederlassung des Lebensmittelunternehmens Roggkaffol in Trutnov. In Česká Lípa verliebte sich Antonie Mayer jedoch in den verheirateten deutschen Wehrmachtsoffizier Manfred, dem sie schließlich nach Berlin folgte, wo das Paar zwei Töchter, Aida (1940-2013) und Carmen (1944), bekam. 1938 oder 1939 zog auch Charles Mayer von Česká Lípa nach Berlin. In Berlin lebte er von der Malerei, ohne Mitglied in einem der deutschen Kunstvereine zu sein. Im August 1942 kehrte er nach Trutnov zurück. Hier ließ er sich 1944 auch von seiner Frau scheiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet er aus unbekannten Gründen in Jaroměř in Haft, aus der er bald wieder entlassen wurde.
Manfred, ein Freund seiner Ex-Frau Antonia, deren Nachname nicht bekannt ist, erlebte das Kriegsende in Gefangenschaft, aus der er ihr 1946 als schwerkranker Mann schrieb. Danach hat man nie wieder etwas von ihm gehört, und es ist sehr wahrscheinlich, dass er in Gefangenschaft gestorben ist. Charles Mayer nahm daraufhin Antonia und ihre Kinder bei sich auf und gemeinsam sahen sie einer ungewissen Zukunft in der Tschechoslowakei entgegen. Bis 1963 lebten sie in Trutnov im Haus Nr. 153 auf dem heutigen Úpské nábřeží. In den 1940er und 1950er Jahren hatte er sein Atelier im Haus Nr. 149 in der Pod Sadem Street.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Verwandten des Malers nach Deutschland deportiert. Nur Charles Mayer und seine Familie blieben, da es ihm gelang, die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft zu erhalten und so der Deportation zu entgehen. Existenzielle Probleme zwangen ihn, seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Gemälden zu bestreiten, die er täglich in den Straßen, Fabriken und Tavernen von Trutnov anbot. Seine häufigsten Sujets waren Landschaftsbilder, meist aus dem Riesengebirge (vor allem Sněžka aus dem Riesenbergwerk), aus der Region Trutnov, aus dem Babiččina-Tal in Ratibořice, von der französischen Riviera sowie Stillleben mit Mohnblumen, Birken oder Blumen.

Die Tochter von Charles Mayer ist die berühmte tschechische Schauspielerin Carmen Mayerová.