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Johann Augustin Faltis

Sein unternehmerisches Talent setzte er als Direktor der Leinenmanufakturen des Grafen Harrach ein. Im Jahr 1836 gründete er in Mladé Buky und später in Trutnov die erste mechanische Flachsspinnerei in den böhmischen Ländern, ja in der gesamten Monarchie. Sein Unternehmen wurde zum größten Produzenten von Leinengarn in Europa. Für seine Verdienste um die Entwicklung der Industrie wurde Johann Faltis zum Ritter des Ordens von Franz Joseph I. ernannt.
 

Trutnov, Persönlichkeiten, Johann Faltis Porträt

Grundlegende biografische Daten

Er wurde 1796 in Vlčkovice in Podkrkonoší bei Dvůr Králové nad Labem, im Haus Nr. 34, in der Familie des Kaufmanns Dominik Faltis und seiner Frau Anna, der Tochter des Müllers Franz Fendrich aus Chvalkovice, geboren. Er starb 1874 in Trutnov. 

Faltis' Vater war ursprünglich Weber und Fabrikant und betrieb später in Žirč ein Geschäft für Kolonialwaren, Leinen und Wolle.
Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Hradec Králové begann der junge Johann Faltis seine Lehre im Kaufhaus Neupauer und Co. in Prag und später auch in Wien. Im Jahr 1820 kehrte Faltis nach Zirc zurück, wo er im Geschäft seines Vaters arbeitete. Drei Jahre später zog er nach Trutnov, wo er das Haus Nr. 7 in der Mostní Straße (Brückengasse) kaufte, wo er einen Großhandel mit Kolonial- und Färbewaren betrieb. Später zog auch Faltis' Vater Dominik nach Trutnov. Die Familie Faltis begann dann auch in Trutnov mit Leinen- und Baumwollprodukten zu handeln, die sie von lokalen Webern kaufte.

Business-Talent

Das unternehmerische Talent von Johann Faltis wurde von Graf František Arnošt Harrach erkannt, der ihn 1832 zum Direktor seiner Leinenmanufakturen in Hrabačov bei Jilemnice und in Janovice bei Rýmařov machte. Während seiner Tätigkeit für Graf Harrach zog Faltis nach Wien, wo er die ersten Maschinen zum maschinellen Spinnen von Flachs kennen lernte und 1834 in Pottendorf, Niederösterreich, mit dem Bau eigener Maschinen begann.

Flachsspinnerei

1836 verließ Johann Faltis vorzeitig seine Anstellung beim Grafen Harrach und kehrte ins Riesengebirge zurück, wo er die erste mechanische Flachsspinnerei in den böhmischen Ländern bzw. in der gesamten Monarchie gründete. Für den Bedarf der Spinnerei kaufte Faltis von dem Müller Augustin Hofmann ein Grundstück mit einer Wassermandel in Mladé Buky auf dem damaligen Gut Vlčice. Im April 1836 erhielt Faltis von den Behörden die Genehmigung zum Bau der Spinnerei Mladá Buka (bzw. zum Umbau der bestehenden Gebäude). Anschließend ließ er die Maschinen aus Pottendorf in das neu errichtete Werk verlegen, und in den Jahren 1837-1838 begann man in Mladé Buky mit der Herstellung von Maschinengarn, das nach Hrabačov zum Bleichen geschickt wurde. Nach und nach stieg das Produktionsvolumen der Spinnerei in Mladé Buky, und nach 1842 wurde die ursprüngliche Ausrüstung durch leistungsfähigere englische Maschinen ersetzt. Ab 1844 wurde eine Dampfmaschine zum Antrieb der Spinnerei eingesetzt. Im Jahr 1856 waren in der Mühle von Faltis in Mladá Buky bereits 18.000 Spindeln in Betrieb.
1858 begann Johann Faltis mit dem Bau einer neuen Flachsspinnerei in Trutnov auf dem Grundstück seines Schwiegersohns Anton Porak, die nach ihrer Fertigstellung 24.000 Spindeln hatte. Das Unternehmen von Johann Faltis wurde zum größten Produzenten von Leinengarn auf dem europäischen Kontinent. 1864 gründete Faltis zusammen mit Emil Grützner aus Budyšín eine Flachsspinnerei im Oberlausitzer Dorf Hainitz, und zwei Jahre später kaufte er von Arnold Strecker eine Spinnerei in der niederschlesischen Grenzstadt Libava (heute Lubawka). Für seine Verdienste um die Entwicklung der Industrie wurde Johann Faltis zum Ritter des Ordens von Franz Josef I. ernannt. Als er 1874 starb, betrug sein Vermögen mehr als 7,5 Millionen Goldmünzen, eine enorme Summe für die damalige Zeit, die das Vermögen anderer erfolgreicher Textilunternehmer in der Region weit übertraf.

 

 Das Familienleben

Johann Faltis war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Rosalie Kubátová aus Hořice gingen drei Töchter hervor. Aus seiner zweiten Ehe mit Franziska Ettelt hatte Faltis vier Söhne und drei Töchter. Nach dem Tod von Johann Faltis übernahm sein ältester Sohn Karl (geboren 1857 in Mladé Buky, 1897 mit dem Prädikat von Jamny in den Adelsstand erhoben) die Leitung des Unternehmens und wurde als Pionier des Bergsteigens und des Wintertourismus im Riesengebirge bekannt.
Evelyn Faltis wurde am 20. Februar 1887 in die Familie des bereits erwähnten Fabrikanten Karl Faltis und seiner ersten Frau Maria Anna, geb. Wiesenburg, geboren. Es ist zweifellos interessant, dass im Geburtsregister von Trutnov als Taufdatum der 9. Mai 1887 angegeben ist. Der vollständige Name der späteren erfolgreichen Pianistin lautete laut Standesamt Evelyne Francisca Marianna Wilhelmine Margaretha Faltis.
Die junge Evelyn wuchs in einer Klosterschule in Paris auf. Sie studierte ab 1905 Klavier und Komposition in Wien und einige Jahre später in Dresden. Ab 1914 war Evelyn Faltis zwei Jahrzehnte lang als Solistin bei den Bayreuther Musikfestspielen tätig, und von 1924 bis zu ihrem Tod trat sie auch an der Städtischen Oper Berlin auf.
Evelyn Faltis war auch eine vielbeschäftigte Komponistin. Eine Reihe ihrer Kammermusikwerke und Lieder wurden vom Berliner Musikverlag Ries & Erler veröffentlicht. Einige von ihnen werden auch heute noch aufgeführt.
Nachdem der Nationalsozialismus 1933 in Deutschland an die Macht kam, zog Evelyn Faltis nach Wien. Der Grund für den Weggang aus Bayreuth könnte sein, dass Evelyns Mutter aus einer Familie mit jüdischen Wurzeln in Halych stammte. Nach ihrem frühen Tod in Wien im Jahr 1937 wurde sie gemäß ihrem Testament in Bayreuth beigesetzt.