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Sage vom Scholz

Im 16. Jahrhundert lebte in Trautenau ein abenteuerlicher und reicher Mann namens Stephan Scholz, auch Hübner (später Stollstaffla) genannt. Er galt als sehr erfolgreicher Baumeister und baute in der Stadt mehrere treffliche Gebäude. Es ging ihm beispiellos gut und die Leute in der Stadt begannen über seine Verbindung mit dem Teufel zu flüstern. Allerdings wagte niemand öffentlich ein falsches Wort gegen den reichen Scholz zu sagen.

Trutnov,Sage vom Scholz

Es geschah einmal, dass er den sehr beliebten Stadtpfarrer Martin Tabernator und den Stadtschreiber in sein Haus einlud. Der Wein floss in Strömen und Scholz provozierte einen Streit zwischen beiden Gästen, der mit einer Ausprügelung des hochverehrten Priesters endete. Daraufhin beantragte dieser beim Stadtrat die Beurlaubung. Schon bald hieß es, dass in Scholz' Wirtshaus der Wein von alleine zunimmt und Scholz verkaufe ihn dann in großen Mengen. Ein anderes Mal ließ er ohne ersichtlichen Grund die Absicherung der Bögen an seinem Haus entfernen, die daraufhin einstürzten. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. Ähnliche Gerüchte häuften sich, bis dieser geheimnisvolle Baumeister schwer erkrankte.

Die ganze Stadt atmete aus, als Scholz nach kurzer Krankheit starb. Trotzdem organisierte der Stadtrat ein großartiges Begräbnis, das seiner früheren wichtigen Position in der Stadt entsprach. Die scheinbare Beruhigung wurde jedoch bald nach der Beerdigung von drückender Angst abgelöst. Einige Leute sagten nämlich aus, dass sie Scholz lebend und wohlauf begegnet sind. Er soll sie umarmt, gelacht und ihnen erzählt haben, wie er bereits in seiner Jugend Abenteuer aufsuchte, böse Geister und den Teufel selbst beschwörte.

Später trat er als Pferd auf. Er wollte einmal behuft werden, aber als der Schmied das dritte Hufeisen anlegte, erkannte er, wer das wirklich war. Scholz floh sofort davon, aber die Leute hatten noch mehr Angst, denn es sprach sich herum, falls der Schmied das vierte Hufeisen angesetzt hätte, hätte er sich selbst zum Teufel verwandelt.

Eines Tages wollte der Glöckner läuten, aber die Glocke gab keinen Ton von sich. Er meldete dies dem Pfarrer, der sofort begriff, dass hier Stollstaffla im Spiele sei und befahl dem Glöckner, in der nächsten Nacht gleich nach Mitterlancht zu läuten. Zu der angeordneten Zeit sah der Pfarrer auf dem Friedhof in der Nähe der Kirche eine Gestalt, die sich dem Turm näherte und begann plötzlich am Turm hinauf zum Turmfenster zu klettern. Schnell malte der Pfarrer mit geweihter Kreide einen Kreis um den Turm herum, damit der Geist nicht entkommen kann. Als die erste Stunde des neuen Tages schlug, fiel der Geist zu Boden. Der Pfarrer besprengte ihn mit Weihwasser, steckte ihn in einen ledernen Sack und warf ihn ins Knieholz. Doch der Schreck verließ die Stadt nicht. Jede Mitternacht erschien auf Scholzʼ Grab ein langes weißes Gewand, das der gefürchtete Vampir immer anzog, wenn er zu seinem nächtlichen Treiben aufbrach. Einer Nacht hob der tapfere Glöckner sein Gewand auf und rannte so schnell wie möglich zum Kirchturm. Sobald er dort ankam, kletterte Scholz wieder in das Turmfenster, denn er deckte die Absichten des Glöckners auf. Zum Glück schlug es wieder Mitternacht und Scholz verlor seine Kraft.

Er spukte gerne durch die Hintertür des Rathauses, die mit einem Kreuz beschlagen und zugemauert werden musste. Jeden Morgen jedoch tauchte die Tür auf ihrem ursprünglichen Standort wieder auf und das Kreuz verschwand dabei immer.

Nach zwanzig erschreckenden Wochen wurde Scholz zum teuflischen Wesen erklärt und der Stadtrat beschloss, seinen Leichnam zu verbrennen. Der Scharfrichter der Stadt grub unter Beteiligung einer großen Menschenmenge die Leiche aus dem Grab aus. Dann zerrten sie diese unter den Galgen und der Henker trennte ihr mit einem Schlag den Kopf ab. Zum Entsetzen aller Anwesenden begann Blut aus seinem Kopf zu sprudeln. Blut floss auch aus dem Herzen, das der Henker sofort danach entfernte. Alle waren erstaunt, dass fünf Monate nach der Beerdigung so etwas überhaupt möglich sei. Auf Befehl des Stadtrates wurde dann die Leiche verbrannt und die teuflischen Streiche in Trautenau hörten endlich auf.

Diese erstaunende Sage ist mit dem Gebäude des Alten Rathauses verbunden.