Von zwei Bierglocken
In der Trautenauer Chronik heißt es, dass im Turm des Obertores seit 1555 Feuerglocken aufgehängt waren, die leider viel zu oft eine Katastrophe ankündigten. Im Jahre 1571 musste der Stadtrat jedoch die Ausstattung des Turmes mit einer großen Bierglocke erweitern, die den Schluss vom abendlichen Herumsitzen und Trinken in den Wirtshäusern ankündigte.
Kaum verschallte der letzte Glockenschlag, ging der Bürgermeister mit seinen Knechten durch die Kneipen, um die ungehorsamen Trinker hinauszujagen. Wer nicht gehorchte, dem drohte eine Geldstrafe und man konnte ihm den Zugang in die Wirtshäuser bis zu einem Jahr verweigern.
Die Zahl der Übeltäter nahm jedoch immer mehr zu und viele suchten die Ausrede, dass die Bierglocke in der ausgelassenen Stimmung nicht zu hören sei. Die tausendfach wiederholte Lüge soll angeblich zur Wahrheit werden und deshalb ließ der Stadtrat eine weitere Bierglocke im Turm des Obertores aufhängen, um den unverschämten Ausreden ein Ende zu machen. Es scheint, dass der Klang zweier Bierglocken bereits die Ohren der Trinker und Säufer erreicht hat, denn der Chronist erwähnt keine weiteren Vorfälle über eine Störung der Nachtruhe durch die Besucher der hiesigen Kneipen mehr.
Wie man sieht, genossen die Einheimischen das lokale goldene Getränk sehr und dies ist eigentlich bis heute der Fall.