Wie kam Rübezahl ins Riesengebirge?
Jedes Gebirge hat seinen Geist, Elf oder seine Fee, sein Symbol. Einige sind langlebig und ihr Aussehen und ihre Gestalt haben sich mit der Empfindung der Menschen zu den Bergen verändert. Solange sie sich vor Naturphänomenen fürchteten, schrieben sie diese bösen Geistern zu. Mit dem steigenden Wissen ließ ihre Angst nach und die Geister nahmen ein freundlicheres Gesicht an. Die heutigen sind lieb und beschützen uns.
Das Riesengebirge hat seinen Rübezahl. Seine Geschichte ist lang und reicht sicherlich vor das 16. Jahrhundert zurück. Dennoch ist Rübezahl auch heute, im Zeitalter des Fernsehens und der immensen Popularität der Märchen von Marie Kubátová, nicht allen restlos bekannt. Wer also etwas über ihn wissen möchte, kann weiterlesen. Wir bieten mehrere Fragen und Antworten.
Wer ist er – Rübezahl?
Rübezahl ist eine Gestalt, der als Herrscher, Beschützer oder mythischer Geist unserer Berge bekannt ist, der das gesamte Riesengebirge vor Wilderern, Schatzsuchern und verschiedenen Taugenichtsen schützt, die den Bergen in irgendeiner Weise mit ihren böswilligen Absichten schaden wollen.
Den tschechischen Namen Krakonoš erhielt er jedoch erst 1824, als ihn so in seiner Ballade Krkonošská kleč (Riesengebirgs-Knieholz) V. K. Klicpera nannte.
Wie nannte man ihn vorher?
Rýbrcoul, Rübezahl, polnisch Liczyrzepa, übersetzt ins Tschechische Řepočet, Počítač řep. Aber auch Herr Johannes, Herr Jan oder polnisch Rzepiór und noch anders.
Ist er gut oder nicht gut?
Heute kennen wir ihn als wohlwollenden Schutzpatron der Berge, der zu Recht Geplagten hilft, Gerechtigkeit verteidigt, Arme unterstützt und böse Krankheiten abwendet. Aber es war nicht immer so. Er konnte launisch sein, sich über Menschen lustig machen, sie ungerecht bestrafen und sogar ums Leben bringen.
Wann ist er hier aufgetaucht?
Rübezahl ist weit über 400 Jahre alt. Die erste nachweisbare Erwähnung und zugleich die erste Darstellung stammen aus dem Jahre 1561. Damals veröffentlichte der Breslauer Landkartenschöpfer Martin Helwig eine Karte von Schlesien und platzierte ihn als einzigen Einwohner ins Riesengebirge. Er ist hier in Form eines Wappentiers mit Bockbeinen, Hirschgeweih, wuchtigem Schwanz und langem Bergstock dargestellt. Diese Form finden Sie auch am Kreisel an der Ausfahrt von Trutnov (Trautenau) in Richtung Gebirge vor.
Wie erscheint er?
Sehr verschieden. Heute wie ein wohlgeformter, stämmiger Mann in einem langen Umhang mit mächtigem Vollbart und einem Stock in der Hand. Früher nahm er verschiedene Gestalten an – als armer Student, Pilger, Zwergmann oder goldhaariger Knecht, unglücklicher streunender Esel, grasende Kuh oder furchtloser Hase. Aber er konnte auch in jeder anderen, sogar eindringlichen Form erscheinen. Als Zauberer und Schwarzmagier kann er jedes Aussehen annehmen.
Warum Rübezahl (Rýbrcoul, Liczyrzepa)?
Rübenzähler.
Vermutlich nach einer der vielen Geschichten.
In längst vergangenen Zeiten stieg der Geist der Berge wieder mal auf die Erdoberfläche und auf seiner Suche nach dem Leben der Menschen verliebte er sich tief und unglücklich in eine schöne Prinzessin. Da er daran gewöhnt war, alles zu haben, was er wollte, entführte er die Prinzessin in seine wunderschöne unterirdische Behausung. Sie war wunderschön, aber hatte keine ihrer Gesellschafterinnen mit, also trauerte sie. Um sie aufzuheitern, schenkte ihr der Herr der Berge einen Zauberstab und ein Feld voller Rüben. Mit ihrem Zauberstab verwandelte die Prinzessin Rüben in ihre Liebsten. Dennoch sehnte sie sich nach Freiheit. Vor allem, nachdem sie sich in einen jungen Fürsten verliebt hatte. Also hat sie einen Plan geschmiedet. Sie versprach dem Herrn der Berge listig, seine Frau zu werden, und schickte ihn als Liebesbeweis auf´s Feld alle Rüben zu zählen, weil sie diese zu Hochzeitsgästen verwandeln wolle. Der Herr der Berge zählte und zählte, aber er machte immer irgendeinen Fehler, also konnte er nicht bis zu Ende zählen. Inzwischen verzauberte die Prinzessin eine Rübe in ein lebenslustiges Ross, das sie über die Einflussgrenze des Berggeistes hinaustrug. Die Prinzessin und der Prinz kamen zusammen und dem Herrn der Berge blieb der Namen Rübenzähler, Rübezahl (Übernommen aus dem Buch von Jaromír Jech Krakonoš).
Wo kann man ihn antreffen?
Im Riesengebirge fast auf jedem Schritt und Tritt und auch in vielen Märchen und Geschichten.
Es gibt wohl keine Stadt oder kein Dorf im Riesengebirge, wo Rübezahl zumindest nicht erwähnt wäre: Er hat seine Statuen, Ausstellungen, Spazier- und Wanderwege, er steigt zu Feierlichkeiten von den Bergen herab, sogar ein Bier und ein Ringplatz sind nach ihm benannt.